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Sonntag, 21. Mai 2017

Urlaub in Holland



Nachdem Frieda hier war, haben wir uns zusammen aufgemacht nach Amsterdam. Wir sind nach einer langen Busfahrt erst abends angekommen, sind noch eine Runde spazieren gegangen und auf einem Platz in der Innenstadt versehentlich in einer Hipsterparty gelandet. Insgesamt ist mir dieses Mal aufgefallen, wie unheimlich viele Hipster man in Amsterdam antrifft. Es sind generell viele junge Menschen unterwegs, und man sieht kaum welche ohne Hipsterequipment und all die Dinge, die ich in meinem Umfeld in Frankreich so gut wie nie sehe. Natürlich mangelt es auch nicht an Hipster-Läden und Second-Hand-Shops. 


Mittwoch hatten wir den ganzen Tag Zeit. Als erstes haben wir das Einkaufszentrum „Magna Plaza“ gefunden, das auf Grund seiner Architektur bekannt ist. 




Dann waren wir natürlich am Palast und Nationaldenkmal und sind dann die Grachten entlangspaziert. Ich war dieses Mal überrascht wie grün die Gegend der Grachten ist, mit vielen Bäumen und… Pflanzen am Grachtenrand aber auch viele Pflanzen in den winzigen Vorgärtchen der Häuser oder neben den Eingangstüren.







Dieses Mal in Amsterdam habe ich es endlich mal ins Anne-Frank-Haus geschafft. Vormittags bis zum frühen Nachmittag kommt man nur rein, wenn man sich Monate vorher im Internet sein Ticket gebucht hat. Am Nachmittag ist dann für die „spontanen“ Besucher offen. Wir haben einen guten Zeitpunkt gewählt und standen „nur“ eine gute Stunde an. Leider war das Wetter nicht auf unserer Seite, es hat geregnet, dann geschneit und dann leicht gehagelt. Aber wir waren ja gut ausgerüstet und das Anstehen hat sich wirklich gelohnt.




Am Donnerstag war Nationalfeiertag (Koningsdag weil Geburtstag des Königs). Am Mittwoch wurde schon alles eifrig vorbereitet, es wurde überall saubergemacht, alles mit Fahnen dekoriert, Bühnen aufgestellt, usw. Am Abend wurde dann groß reingefeiert (Koningsnacht), weshalb es am Donnerstagmorgen überraschend lange ruhig war. Gegen Mittag trafen gerade am Bahnhof immer mehr Menschen in orange ein, gerade orangene Hüte waren sehr beliebt, aber auch kleine Krönchen. Und selbst diejenigen, die kein extra Königreich-Niederlande-Fanaccessoires zuhause hatten, haben irgendetwas orangenes gefunden.


Wir sind dann nach Den Haag gefahren, wo der Nationalfeiertag etwas ruhiger angegangen wurde. Es gab ein paar Bühnen und einen Umzug. Erst waren, noch am frühen Nachmittag, sehr wenige Menschen auf den Straßen. Dann sind wir bei unserem Spaziergang auf einen großen Rummel gestoßen, wo scheinbar ganz Den Haag den Feiertag verbrachte. Am späten Nachmittag wurde die Innenstadt dann aber doch noch sehr voll. Am Abend waren wir kurz in unserem Hostel (Hipsterhostel mit Bar mit selbstgebrautem Bier, aber wirklich zu empfehlen: „Hotel The Hague“), und danach in einer anderen Bar. Das ist in den Niederlanden wirklich cool, es gibt noch die guten belgischen und nordfranzösischen Biere, aber auch schon wieder deutsches Bier. 


Ein paar Eindrücke von unserem Spaziergang am Donnerstag: 



Platz "Lange Voorhout", dessen Boden aus Muscheln besteht und auf dem es oft Märkte gibt. Als wir dort waren ein Blumenmarkt.

Rechts der Binnenhof

"Die Passage" - das erste überdachte Einkaufszentrum in Holland


das alte Rathaus


Am Freitag haben wir uns ein etwas strafferes Programm vorgenommen, waren im Binnenhof, am Königlichen Palast und im Palastgarten, beim Friedenspalast und im Friedensmuseum, im Mauritshuis, in China Town und im Stadthuis. 


Der Binnenhof, Sitz des niederländischen Parlaments

Eingang zum Binnenhof
Königlicher Palast

Kunst im Palastgarten

Kunst

Friedenspalast


Anatomiestunde im Mauritshuis


Das Stadthuis (Rathaus) ist für seine Architektur und seine "Beamtenrennbahn" bekannt.




Diese Moschee  befand sich irgendwie mitten in China Town und war mal eine Synagoge. Als wir davorstanden, haben wir gleich von einem netten Mann angeboten bekommen, uns alles zu zeigen. Der Mann konnte leider fast kein Englisch und sonst nur Niederländisch und Türkisch, also war die Verständigung etwas schwierig, aber es hat irgendwie geklappt und es war sehr interessant, vor allem weil ich vorher noch nie in einer Moschee war.

Am Samstag sind wir mit dem Bus zum Meer gefahren, nach Scheveningen, was aber noch ein Ortsteil von Den Haag ist. 




Anschließend sind wir nach Delft gefahren, ein Tipp von unserem Vermieter. Die kleine Stadt liegt südlich von Den Haag, hat wieder mehr Grachten und typisch flämische Architektur, auch sehr alte Bauten und dadurch gleich wieder viel mehr Touristen. Als wir um 16 Uhr dort ankamen, war immer noch überall Markt, Flohmarkt, Antiquitätenmarkt, aber auch viele Blumenstände und Essensstände.


Ich hab vergessen, wie das heißt, aber es war sehr lecker.






Den Haag hat mir richtig gut gefallen, weil auch wieder viele junge, offene, internationale Menschen unterwegs waren, aber nicht so viele Touristen. Es ist im Gegensatz zu Amsterdam auch nicht alles auf die Touristen abgerichtet. Wir haben z.B. keinen einzigen Tourishop gefunden, der auf alle möglichen Gegenstände Cannabisblätter druckt! Es hat nicht nur eine sehr schöne Altstadt, das moderne Viertel und den Strand, sondern auch viele Parks und ist somit einfach sehr vielfältig. Wir hätten fast noch länger dort bleiben können, obwohl drei Tage schon wirklich angemessen waren.

Dienstag, 2. Mai 2017

April-Update

Anfang April hatte Pia Geburtstag. Weil der in den Osterferien liegt, hat sie vorher gefeiert, damit noch alle Freunde in Lille sind. Wir haben bei uns im Wohnheim angefangen, waren dann in ein paar Bars und am Ende im Club.




An ihrem eigentlichen Geburtstag ein paar Tage später war wunderschönes Wetter. Wir haben uns morgens auf dem Marché de Wazemmes getroffen, haben für ein Picknick eingekauft und anschließend alles vorbereitet und einen Kuchen gebacken. Voll bepackt ging es in die Zitadelle, wo wir den ganzen Tag damit verbracht haben, zu essen und in der Sonne zu liegen. Den Abend haben mit zwei Freunden in einer Bar ausklingen lassen, die auch einen Freiwilligendienst in Lille machen.




Im Laufe des Monats ging es immer weiter auf die erste Wahlrunde der französischen Präsidentschaftswahlen zu. Wir haben alle großen Debatten im Fernsehen verfolgt, aber auch so kam man an dem Thema nicht vorbei. Besonders frappierend war in unserer Gegend die Kampagne von Mélenchon. Kaum hat man das Haus verlassen, wurde einem schon ein Flyer in die Hand gedrückt. Es waren vor allem sehr viele junge Menschen mit voller Begeisterung dabei. Bei uns an der Uni haben wir die Studenten zum ersten Mal über Politik diskutieren hören. Leider endeten alle Diskussionen mit dem Fazit, dass sie trotz allen Argumenten immer noch nicht wissen, wen sie wählen wollen und sie sowieso nur die Wahl zwischen Pest und Cholera haben. Die Stimmung war deshalb entsprechend ratlos und gedrückt.
Wir haben mit unseren Schülern und Vertretungskursen auch über die anstehenden deutschen Wahlen gesprochen und festgestellt, dass die meisten außer „Angela“ nichts über die deutsche Politik wissen, oft nicht einmal, dass überhaupt bald Wahlen sind. Also haben wir den Redebedarf über die französischen Wahlen dazu genutzt, mit ihnen auch über die deutschen Wahlen und das Wahlsystem zu sprechen.


Kurz vor Ostern habe ich die Ausstellung „Co-Urbanisme“ im „Maison de l’architecture et de la ville“ besucht, die sich vor allem darauf konzentrierte, wie im Bereich der Stadtplanung der Dialog zwischen Akteuren und Bewohnern und zwischen Akteuren und der Stadt gestaltet werden kann.


Ostern habe ich mit Charles bei seiner Familie verbracht. Es war nicht so gutes Wetter, aber es war schön, Ostern in einem Familienrahmen zu verbringen, zum jährlichen Lammbraten zu kommen und eine Katze zu streicheln. 


Letzte Woche ist Frieda nach Lille gekommen und zwei Tage hiergeblieben, bevor wir zusammen nach Holland gefahren sind. Am Sonntag haben wir uns vor allem die Altstadt angeguckt und die übliche Tour gedreht. Danach waren wir noch im Euroviertel und haben einen Park entdeckt, den ich vorher noch nicht kannte. Es scheint, als habe der Park die Aufgabe, die Biodiversität der Stadt zu sichern. Es gibt viel Wasser, sogar zwei kleine Gewächshäuser, alle möglichen Pflanzen und ein bisschen Kunst.





Am Abend waren wir mit Pia bei Charles und haben die Verkündung der Wahlergebnisse verfolgt. Die nächsten Tage hatte ich frei und habe deshalb mehr Reaktionen aus der Presse und den sozialen Medien mitbekommen als aus meinem direkten Umfeld. Am Montag waren Frieda und ich noch in der Zitadelle. Der Zoo hat wieder aufgemacht und wurde sogar umgebaut. Am Abend waren wir in Bars und haben ein köstliches Apéro genossen und am Dienstag ging es nach Holland. Das ist aber einen eigenen Blogpost wert.


Während ich nicht da war, hat Pia die letzte Stunde mit unseren I4 gehabt. Echt schade, wir hätten noch viel mehr mit ihnen vorgehabt und mögen sie auch menschlich sehr gerne. Das war echt ein witziger, sympathischer Kurs, aber wir sind nur langsam vorangekommen. Sie hatten zwar schon ein Jahr Deutschunterricht, bevor wir sie übernommen haben, aber wir mussten alle Grundlagen mit ihnen wiederholen und außerdem gab es große Niveau- und Motivationsunterschiede. Eine Schülerin ist besonders herausgestochen, hat Freude am Deutschlernen und große Ziele, weil sie sich im Bereich der erneuerbaren Energien spezialisieren möchte und Deutsch daher in ihrem Arbeitsleben wichtig wird. Oft haben wir den Kurs in drei bis vier verschiedene „Gruppen“ geteilt und dabei sehr davon profitiert, dass zwei Lehrende auf sechs Schüler kamen, insbesondere bei mündlichen Einzelgesprächen. So hat der schwächste Schüler noch daran gearbeitet, die Grundlagen zu verstehen, während unsere stärkste Schülerin besonders gefördert werden konnte. Alle auf ein Niveau zu bringen war aufgrund der fehlenden Zeit leider nicht möglich, aber wenigstens haben alle etwas gelernt. Vermutlich werden fünf von ihnen auch nie weiter Deutsch lernen, denn es war das letzte Jahr, dass sie zum Fremdsprachenunterricht gezwungen wurden.


Es steht mittlerweile übrigens ganz fest, dass ich meinen Dienst am 16. Juni beendet werde und also wahrscheinlich ab dem 17. Juni zurück in Berlin bin. Zumindest für den Sommer.