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Mittwoch, 21. Dezember 2016

Dezember-Update



Meine Mitfreiwillige Pia, mein Liebster Charles und ich auf einer Party Anfang Dezember

Übermorgen geht es für mich nach Hause, wo ich Weihnachten und Silvester verbringe, deshalb kommt heute der letzte Blogbeitrag für dieses Jahr. In Lille wird es einfach nicht richtig kalt. Es sind immer so um die 5-10 Grad und es regnet nie, deshalb ist an Schnee auch nicht zu denken.

Unser Dezember hat mit einem Parov Stelar Konzert begonnen, auf dem Pia und ich am 1. Dezember waren. Es war mein erstes richtiges Konzert und hat uns beiden sehr gut gefallen. Konzertfotos höchster Qualität in 3, 2, 1:





ok, dieses Bild hab ich von Pia gemopst
Natürlich war in der Vorweihnachtszeit auch nicht wenig los. Gerade Anfang Dezember war beruflich ziemlich stressig, sodass wir einige Überstunden gemacht haben. Dafür haben wir aber auch einige Erfolge zu vermerken. Wir haben mit großer Erleichterung den Unterrichtsstoff aller Kurse etwa so durchgezogen, wie wir es geplant haben und die Schüler eigentlich ganz gut die Klausuren vorbereitet, die nach den Weihnachtsferien anstehen. Trotzdem bleibt es spannend, denn am Ende liegt es an ihnen, ob sie Deutsch als wichtiges Fach erachten und genug Zeit und Motivation haben, dafür zu lernen. Einem unserer zwei Anfängerkurse haben wir jetzt den Akkusativ beigebracht und sie haben es am Ende ziemlich gut verstanden und den Schock überwunden, dass es im Deutschen Fälle gibt. 



Diese Momente, wo wir merken, dass selbst die einfache Dinge, wie z.B. die Verneinung, im Deutschen einer gründlichen Analyse des Satzes bedarfen. Das sind aber die gleichen Momente wie diese, wo wir sehr froh sind, so intelligente Schüler zu haben.

Und auch bei dem fortgeschrittenen Kurs des vierten Jahres konnten wir große Fortschritte verzeichnen. Nach tausendenden Dativ- und Akkusativübungen, müssen unsere Schüler zwar immer noch manchmal lange überlegen, welche Form die richtige ist, aber treffen mittlerweile fast immer die richtige Entscheidung. 

In den letzten Unterrichtsstunden haben wir dann mit allen Kursen  eine Weihnachtsstunde gemacht, die alle sehr begeistert hat. Die Stunde mit unserem Anfängerkurs fand ich besonders schön. Bei der Unterrichtsvorbereitung war es sehr schwierig Material zu finden oder zu kreieren, das einfach genug für sie ist. Am Ende konnten sie dann „Advent, Advent, ein Lichtlein brennt“ und die erste Strophe von „Oh Tannenbaum“, haben eine ganze Din A4- Seite über deutsche Weihnachtstraditionen gelesen und verstanden und konnten sich anschließend sogar über ihre eigenen Traditionen äußern! Bei ihnen ist es besonders berührend, wenn wir ihre Fortschritte bemerken, weil wir wissen, dass sie all das von uns gelernt haben.


Um die Uni ein bisschen mehr in Weihnachtsstimmung zu bringen, haben Pia und ich die Cafeteria weihnachtlich geschmückt. Es sei Tradition, dass die Deutschen das machen, also haben wir einen ganzen Vormittag der Aufgabe gewidmet, aus super viel kitschiger Deko das erträglichste herauszusuchen und es nicht ganz schrecklich zu drapieren. Während wir uns für unsere Tat fast schon schuldig gefühlt haben, waren alle Studenten begeistert und jeder hat uns mindestens einmal gesagt, wie toll er das doch geschmückt findet. 

Dieser Teil der Cafeteria sieht noch ganz schön geschmückt aus, solange das Blinken der Lichterketten nicht durchdreht.

Mein Lieblingsteil der Weihnachtsdekoration: Weihnachtsmützen!
 
Außerdem haben wir in diesem Monat endlich unsere Ausstellung über Deutschland beendet. Sie hängt jetzt zwischen Bibliothek und Cafeteria.



Letzte Woche Freitag hat unser Französischkurs in der Mittagspause eine Ausstellung über die Weihnachtstraditionen in unseren Heimatländern gemacht und die Studenten mit einem Gouter angelockt. Es gab Nugat aus Spanien, weiße Schokoladen-Nuss-bällchen aus Tschechien und drei sehr coole Gerichte aus Indien, die sehr gut geschmeckt haben, aber deren Namen und Inhaltsstoffe ich leider vergessen habe.



Wir haben Glühwein beigetragen und Plätzchen, die wir am Tag vorher mit unseren Schülern aus dem besagten Anfängerkurs gebacken und dabei schon mal den Glühwein ausprobiert haben. Für die anderen Schüler war es leider nicht möglich zu unserem gemeinsamen Plätzchenbacken zu kommen, denn es ist gerade Klausurenphase. Es war trotzdem sehr lustig, denn zum einen sind das alles richtig coole Jungs, mit denen wir uns auch privat gut verstehen und zum anderen kannten sie das ganze Plätzchenbacken gar nicht und haben sich an so einfachen Sachen erfreut wie Zuckerguss, welcher hier in Frankreich scheinbar nicht bekannt ist. Wir haben gewöhnliche Plätzchen zum Verzieren gebacken, Engelsaugen, Zimtsterne und Vanillekipferl, was insgesamt 5 Stunden bis 21 abends gedauert hat. Sowohl unsere Schüler als auch die anderen Studenten am Freitag und auch die Direktion haben das Ergebnis aber hoch gelobt, obwohl unsere Schüler vermutlich den Prozess des Backens noch lieber mochten. 



wenn man mit Jungs bäckt...


Nachdem Ende November die Wahlkampagne des Studentenbüros stattfand, folgten im Dezember die Kampagnen des Sportbüros und des Büros des Studentenwohnheims und schließlich die „décampagne“ des alten Studentenbüroteams, also der Studentensprecher. Eine Woche lang wurden die erfolgreichsten Abende des Jahres wiederholt und am Ende auf der großen Abschlussparty das alte Team verabschiedet und unter viel Konfetti symbolisch der Schlüssel an das neue Team übergeben. 



Ich habe hier zwar keine traditionellen, gemütlichen Adventssonntage mit der Familie. Dafür hat es sich ergeben, dass ich jedes Adventswochenende einen anderen Weihnachtsmarkt besucht habe: erst Lille, dann Paris und letztes Wochenende Straßburg und Colmar. Am vierten Advent sind Charles und ich nach Arras gefahren. Der Weihnachtsmarkt dort ähnelt dem in Lille, ist aber größer und es gibt noch eine Schlittenrutsche und eine kleine Eisbahn. Arras an sich ist übrigens auch ziemlich süß.


Mittwoch, 14. Dezember 2016

Les Marchés de Noël en Alsace



Schon seit Anfang des Jahres haben wir uns gesagt, dass wir unbedingt mindestens einmal nach Straßburg fahren müssen: Zur Adventszeit. Der Weihnachtsmarkt dort ist ja sehr bekannt, wenn nicht der älteste Weihnachtsmarkt überhaupt. 


Wir haben ein sehr gutes Angebot bei sncf gefunden und sind für nur 40€ mit Zug gefahren. Freitag früh ging es los, und weil die Fahrt nur drei Stunden dauerte, waren wir schon um 11 Uhr in Straßburg. Wir sind zu Fuß in die Innenstadt gelaufen, haben erst einmal etwas gegessen und haben uns dann von Weihnachtsmarkt zu Weihnachtsmarkt treiben lassen und dabei ein paar schöne Kirchen entdeckt. Natürlich sind wir auch bei der Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg angekommen. Die sieht von außen wirklich beeindruckend aus. Von innen hat sie mich eher enttäuscht: recht schlicht, gewöhnlich und mit Touristen überfüllt, die sie der Atmosphäre berauben.  Die astronomische Uhr ist allerdings wirklich interessant.

der Temple Neuf (die neue evangelische Kirche)
der einzige hübsche Weihnachtsbaum in Straßburg im Temple Neuf

die Kathedrale Notre-Dame de Strasbourg



ein kleiner Teil der astronomischen Uhr


Außerdem haben wir natürlich „Petite France“ entdeckt: ganz süß, aber gerade zur Weihnachtszeit schon ziemlich kitschig. Am frühen Abend sind wir dann zu Patricia gefahren, einer Spanierin, die einen Freiwilligendienst über die gleiche Organisation wie wir macht und die wir auf den Seminaren kennengelernt haben. Sie wohnt und arbeitet in Straßburg und hat uns für das Wochenende aufgenommen.  Mit ihr zusammen sind wir am Abend noch in ein Restaurant gegangen und haben Flammenkuchen gegessen.







Am Samstag hat uns Patricia erst das Universitätsviertel gezeigt und dann haben wir eine zweistündige kostenlose Stadtführung auf Englisch mitgemacht. Die war sogar richtig interessant und sehr gut gemacht! Wir haben sehr viel dazugelernt und wurden an viele Orte außerhalb der Massen geführt. Wir dachten zwar nämlich, Freitag sei es schon voll gewesen in Straßburg, aber Samstag ging noch einiges mehr! Es war ein regelrechtes Schieben, nicht nur auf den Weihnachtsmärkten, sondern in der gesamten Altstadt, etwa wie zum Karneval der Kulturen oder Myfest in Berlin. Das war eine Sache, die uns sehr an unserem Straßburgaufenthalt gestört hat. Des Weiteren sind dort enorm viele Deutsche unterwegs. Generell hört man dort alle Sprachen außer Französisch, alles ist nur darauf ausgelegt, möglichst viele Touristen anzuziehen und abzuziehen und zu diesem Zwecke ist die Stadt so kitschig wie möglich dekoriert.









Dieser Baum sieht tagsüber noch weniger schön aus, man glaubt es kaum.


Am späten Nachmittag haben wir Zsófi und ihre Mitfreiwillige getroffen, die uns wenige Zeit später wieder verlassen haben. Dafür ist Elli in Straßburg angekommen, eine weitere Freiwillige unserer Organisation. Sie hat den Abend mit uns verbracht und auch bei uns übernachtet. Eigentlich war geplant, dass wir in Straßburg ausgehen und noch weitere Freiwillige treffen, aber nachdem wir gekocht haben und ein paar Gläser Wein genossen haben, waren wir viel zu müde und sind lieber mit Elli und Patricias Mitfreiwilligen Caro bei Patricia geblieben und haben den ganzen Abend lang gequatscht.


Am Sonntag sind wir mit Patricia nach Colmar gefahren und haben da Zsófi und weitere Freiwillige getroffen. Die Gruppe hat sich aber schnell als zu groß herausgestellt und dann waren wir schnell wieder nur zu dritt unterwegs. Colmar ist auf jeden Fall viel süßer als Straßburg, war weniger überfüllt (obwohl wir das vielleicht nicht so gut beurteilen können weil wir schon um 17 Uhr wieder gefahren sind) und vor allem viel weniger kitschig. Es gibt auch viel mehr Handwerksstände. Wir haben uns wie immer vor allem durch das Essensangebot gefuttert und waren zusätzlich noch einmal in einem Restaurant Flammenkuchen essen. 










 

Um 17 Uhr sind wir kurz nach Einbruch der Dunkelheit wieder zurück nach Straßburg gefahren, um pünktlich bei unserer Mitfahrgelegenheit anzukommen. Auf dem Rückweg nach Lille sind wir durch Luxemburg und Belgien gefahren und waren in einer luxemburgischen Tankstelle erst mal deutsche Süßigkeiten shoppen. Fazit von diesem Wochenende: Bei sncf sollte man trotz der normalerweise hohen Preise immer mal wieder Ausschau nach Schnäppchen halten, Straßburg ist schön, aber in der Adventszeit too much, Colmar lohnt sich mehr und nichts ersetzt die Weihnachtsmärkte in unserer Heimat.