Kaum ist der Oktober eingebrochen wurde das Wetter
schlechter. Der Rest wurde eher noch besser:
Ich habe mittlerweile tatsächlich einen Wohnbescheid und
eine Fahrkarte für die Öffentlichen hier. Außerdem haben wir ein zweites Mal
pünktlich unser Gehalt bekommen und unsere Organisation hat uns alle
Informationen und die Tickets für unser Zwischenseminar zugeschickt. Unser
Arbeitsplan steht nach einigen Änderungen nun endgültig fest und unsere
Urlaubstage bis zum neuen Jahr sind auch schon geplant.
Wir haben uns nochmal besser eingelebt und arbeitstechnisch
kommen wir mit unseren Projekten auch langsam voran. In Lille entdecken wir
immer noch dauernd neue Orte, wie z.B. letztens die Porte de Paris, einen
niederländischen Drogeriemarkt oder den Park Vauban (der eigentlich direkt bei uns um die Ecke ist):
Auch lernen wir weiterhin
immer mehr neue Leute kennen und ich habe definitiv viel mehr Gelegenheiten
gefunden französisch zu sprechen. Das geplante französische Abendessen, das im
September dann doch nicht organisiert wurde, fand letzte Woche als
internationales Buffet in unserem Apartment statt. So hatten wir ein köstliches
Angebot aus deutschen, tschechischen, spanischen, französischen und indischen Spezialitäten.
Leider waren fehlten brasilianische, kamerunische und kongolesische Snacks,
weil die entsprechenden Studenten entweder im Urlaub waren oder auf einer Art
Seminar des fünften Jahrgangs. Es war trotzdem ziemlich lecker und äußert
interessant. Als deutsches Essen haben Pia, Lea und ich Kartoffelsalat mit
Würstchen gemacht, ein Brot gebacken und dazu Kräuterbutter und einen
Tomatenaufstrich angeboten. Als die Inder dann unseren Kartoffelsalat per Hand
gegessen haben, hat uns das vermutlich genauso amüsiert wie als wir ihre
Gerichte mit Besteck gegessen haben.
Meine Familie hat mir bei ihrem Besuch so einiges aus
Deutschland mitgebracht, z.B. einen eigenen Wasserkocher für mein Zimmer, eine
Pfanne, weil die geliehene aus dem Wohnheim langsam aber sicher auseinander
fällt, Klamotten, Kleiderbügel, meine Lieblingscreme, guten deutschen Tee, etc.
Ich und mein Zimmer sind also für den Herbst super gewappnet. In unserem
Appartement ist es zurzeit sehr ruhig, weil außer uns alle im Urlaub sind. Bei
einem Racletteessen vor den Ferien mit unseren Mitbewohnern hatten wir aber
noch mal die Chance, diese ein bisschen besser kennenzulernen und ich kenne
jetzt auch fast alle ihre Namen.
Am Freitag habe ich tatsächlich endlich den Sportvertrag an
der katholischen Uni abgeschlossen und beim Hiphop waren wir am Dienstag ganze
acht Leute, von denen fünf noch nie vorher da waren.
Das einzige, was irgendwie nicht so vorangeht ist, die Sache
mit den Ärzten und der Krankenversicherung. Es ist einfach so viel Aufwand da
durchzublicken und ich habe einfach keine Zeit und keine Kraft mich darum zu
kümmern. Andererseits habe ich auch wirklich Angst, dass ich meine
Hyposensibilisierung abbrechen muss.
Zwei Highlights im Oktober waren auf jeden Fall die Ausflüge
nach Calais, Amiens und Brügge, ich bin froh, dass ich mein Vorhaben, ein
bisschen herumzukommen schon etwas in Angriff genommen habe. Ein weiteres war,
dass ich Anfang Oktober die Möglichkeit hatte, Yasmina Khadra zu treffen.
Alles, was ich bisher von ihm gelesen habe, hat mir unheimlich gut gefallen.
Deswegen freue ich mich sehr darauf, mein nun signiertes Exemplar von seinem
neuen Roman „Dieu n’habite pas la Havane“ zu beginnen.
Diese Woche verläuft sehr ruhig. Seit Donnerstag haben
endgültig fast alle Studenten Ferien, sogar die 9.-Semester waren wegen ihres
Seminars, welches sie außerhalb Lilles verbracht haben, nicht da. Pia und ich waren
trotzdem als Aufsicht in der Bibliothek und haben dabei an unseren Projekten gearbeitet,
aber es sehr ruhig angehen lassen. Am Montag und am Mittwoch wird es vermutlich
ähnlich verlaufen und am Dienstag haben sogar wir frei, denn der 01. November
(Allerheiligen) ist ein Feiertag im katholisch geprägten Frankreich. Es gibt
also keine Ausrede, Halloween nicht zu feiern, mal sehen wie das für uns
Halloweenmuffel so verläuft.