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Sonntag, 23. Oktober 2016

Nachtleben



« Kein Bier vor vier », daran wird sich gerade noch gehalten, aber generell beginnen die Leute hier ihren Abend viel früher als in Berlin. Außerdem wird viel unter der Woche gefeiert. Am Wochenende ist es sogar eher ruhiger, weil da ja viele Studenten ihre Familien besuchen und von der Woche erschöpft sind. Einmal wurde sogar ein Geburtstag unter der Woche nachgefeiert. Und auch sonst finden andauernd Partys unter der Woche statt, und wenn nichts veranstaltet wird, geht man halt selber mit ein paar Leuten aus.  


An der Uni selbst läuft auch manchmal was: Es gibt die icam-bar, in der ich erst einmal war, aber wo man angeblich sehr gut neue Leute kennenlernen kann. Zudem wird einmal im Monat eine Party in der Aula veranstaltet, die immer unter irgendeinem Motto steht. Letztes Mal hatte dieses Motto irgendetwas mit Tierhäuten und Steinzeit zu tun, ich habe das nicht so ganz geblickt, aber lustig war es trotzdem. 


Was übrigens das anfangs erwähnte Bier betrifft: Die Studenten sind alle der Überzeugung, dass das Bier hier besser ist als das deutsche. Ich würde das so nicht sagen, aber ganz Unrecht haben sie trotzdem nicht. Hier gibt es wirklich richtig gutes Bier, insbesondere die vielen belgischen Sorten. Trotzdem beschränkt sich das Angebot eher auf helles Bier, während man in Deutschland einfach noch viel mehr Auswahl hat. So oder so, niemand bleibt hier Biergegner, selbst ich nicht. Deutscher Alkohol ist hier aber generell eher rar zu finden. Jägermeister („jägerbombe“ wie hier gesagt wird) gibt es z.B. nur in einer einzigen Größe, und das dann recht teuer.

 
Das ist wirklich nicht die beste, aber die erste Bar, in der wir waren: Les Pirates. Hier haben wir auch unsere ersten Aquarien getrunken: Ein großes Glas Cocktail mit Süßigkeiten darin und mehreren Strohhalmen, denn ein Aquarium teilt man besser mit drei bis fünf Freunden. Die meisten Aquarien finde ich persönlich zu süß, aber es gibt auch ein paar gute und es ist immer lustig, sich darin zu batteln, wer am besten die Süßigkeiten aus dem Aquarium in seinen Mund befördern kann ohne die Hände zu benutzen. Die Unterwäsche, die oben auf der Leine hängt, hat übrigens folgendes zu bedeuten: Wenn ein Mädchen ihre Unterwäsche dazuhängt, gibt es ein Aquarium umsonst.



Ansonsten gibt es einige coolere Bars. Meine liebsten Bars sind bisher eine afrikanische Bar, die richtig guten Rhum anbietet, und eine Kneipe, in der manchmal Bands live spielen und wo auch Pia schon einmal gesungen hat. In beiden Bars gibt es guten Alkohol und eine coole Atmosphäre, aber vielleicht mag ich sie auch deshalb besonders gern, weil ich in beiden Bars sehr schöne Abende verbracht habe. An Gelegenheiten, immer neue Bars kennenzulernen, soll es aber nicht mangeln. Lille ist und bleibt eine Studentenstadt und das Nachtleben kann sich sehen lassen.





Der Smile ist tatsächlich der einzig richtige Club, in dem ich war. Er ist, glaube ich, der nächste Club von uns aus, hat jeden Tag offen und der Eintritt ist immer kostenlos. In der unteren Etage wird eher Elektro aufgelegt, in der oberen Etage gibt es alte Songs aus den letzten paar Jahrzehnten. Das ist oft super lustig, solange es hauptsächlich englische Lieder sind. Wenn dann aber manchmal fünf französische Lieder am Stück gespielt werden, ist es wirklich nervig, dass wir weder Text noch Takt kennen. Einige Lieder haben wir jetzt aber schon so oft gehört, dass wir anfangen, den Text zu lernen, z.B. von der „chanson du nord“. Da kommt dann bei den Franzosen immer ein besonderes Feeling auf. Generell herrscht dort eine gute Atmosphäre und das Publikum wird von jungen Studenten dominiert; das macht das Erlebnis ganz angenehm.


Da wird dann auch wirklich allen Ernstes Rock getanzt. Das ist echt cool, aber für Pia und mich immer noch eine Kuriosität. Wenn dann jemand mit uns tanzen möchte, müssen wir uns immer die Blöße geben, unsere miserablen Rockkenntnisse zu offenbaren. Das macht aber nichts, denn der Mann führt ja und beim Feiern macht alles Spaß. Ich erwarte trotzdem sehnsüchtig den Tag, an dem ich tanzen kann wie alle hier und ich hoffe, das werde ich dieses Jahr noch annähernd erreichen.


Alles in allem gibt es sicherlich bessere Clubs, aber ein Besuch im smile ist eigentlich immer lustig, insbesondere wenn man mit den richtigen Leuten da ist. Ich werde auch mal andere Clubs ausprobieren, aber bisher waren sich unsere Freunde und Bekannte hier einfach zu uneinig in ihren Empfehlungen.


PS: Nein, noch schlechtere Fotos habe ich nicht gefunden.

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